Die Hamamelis

Freiburg, den 10. Januar 2016

Ich möchte diese Stelle nutzen, um über meinen Liebling zu berichten. Wer noch nie eine Hamamelis gesehen hat, kann sich höchstwahrscheinlich nicht vorstellen, wie es ist, wenn sie im Januar auf einmal blüht. Man geht in den Garten, auf die Terrasse und fühlt sich irgendwie angestaubt und müde nach der ganzen Zeit um Weihnachten, die man gesellig in der Stube verbracht hat. Von den Büchern, die man bekommen hat, hat man schon eins oder zwei durchgelesen und irgendwie fängt man an, sich von der Außenwelt abgetrennt zu fühlen, als Gärtnerin hat man ja gerade nicht viel zu tun außer zu warten. Also möchte man eben mit einem Gang in den Garten mal nach dem Rechten sehen, ob sich auch alle gut benehmen und ob es ihnen gut geht. Man macht also die Tür zum Garten auf und bleibt verwirrt stehen. Moment mal, es liegt Schnee (oder auch nicht) und es ist kalt, und irgendwo kommt ein Geruch her, so süß und so vage. Man schaut sich um, bis einem einfällt: Ach natürlich, die Zaubernuss!! Schon allein der Name, wer denkt da nicht an das Märchen mit den drei Haselnüssen, und dann der Geruch dazu! Und schließlich das Erscheinungsbild, ein kahler Strauch, an dem überall kleine gelbe Fäden in Bündeln hängen, wie winzig kleine Luftschlangen aus Krepppapier, die irgendjemand nach Silvester fälschlicherweise hat hängen lassen, und die einen daran erinnern, wie unbeschwert man sich kindlich über etwas völlig Blödsinniges freuen kann.

Die Hamamelis erfreut unser Auge, wenn sogar die Schneeglöckchen noch ruhen.

Sie ist für fast jeden Garten geeignet. Im Sommer trägt sie Blätter, die der Haselnuss ähneln und einen sehr schönen dunklen Grünton zum Gartenlaub beitragen. Sie wächst sehr langsam, was auch den Preis erklärt, der einen in der Gärtnerei erst einmal stutzen lässt. Aber hier ist jeder Cent gut angelegt.

Man sollte der Hamamelis einen schönen und weitläufigen Platz geben, vorzugsweise vor einem Fenster oder eben direkt angrenzend an der Terrasse, damit man sich auch an den Blüten erfreuen kann, die in den kalten Wintermonaten erscheinen.

Um mit den (abgeänderten) Worten von Loriot zu schließen:

„Ein Leben ohne Zaubernuss ist möglich, aber sinnlos.“

Text von Julika